19.03.1859
Bergheim
–
28.07.1942
Terezín
Isaac Cohen war Mitbegründer des Unternehmens „I. & I. Cohen“ in der Rather Straße 56/58, das mit Därmen, Häuten und Fleischereieinrichtungen handelte. Im Jahr 1888 heiratete er Eva Kamp und er bekam mit ihr drei Söhne. Isaac Cohen war ein sehr erfolgreicher und einflussreicher Geschäftsmann und ein geachtetes Mitglied der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde. Während des Novemberpogroms wurde er, obwohl schon fast 80 Jahre alt, kurzzeitig verhaftet. Anders als seinem Sohn Arthur blieb ihm allerdings die Verschleppung in das KZ Dachau erspart. Seine Frau starb im Dezember 1939 an den Folgen des Schlaganfalls, den sie nach dem Novemberpogrom erlitten hatte. Seinem Sohn Eugen gelang ebenso wie seinen Enkeln die Emigration nach Großbritannien, Arthur wurde mit seiner Frau Aenne in das Ghetto Lodz verschleppt. Isaac Cohen lebte, mittlerweile fast völlig mittellos, noch einige Monate in Düsseldorf. Am 22.7.1942 wurde er, im Alter von 83 Jahren, nach Theresienstadt deportiert, wo er nur wenige Tage später verstarb.
Literatur und Quellen:
Jakobs, Hildegard u.a.: Im Getto von Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biographien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten (CD-Rom), Essen 2011
Janatsch, Annette: Warum konnten Arthur und Änne Cohen nicht gerettet werden? Rekonstruktion in Briefen und Dokumenten, in: Augenblick. Berichte, Informationen und Dokumente der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Nr. 34 (2007), S. 28-29
Website Familie Cohen/Goldberg (http://goldbergcohenfamily.info/familygermany.html)
Text: Joachim Schröder
Auf der Rather Straße 56/58, direkt gegenüber vom Eingang des ehemaligen Schlachthofs, besaß die Familie Cohen ein großes Geschäft, das mit Därmen, Häuten und Fleischereieinrichtungen handelte. Gegründet hatte es im Jahr 1881 der aus Bergheim bei Köln stammende Isaac Cohen mit seinem Cousin Isidor (daher der Firmenname: I. & I. Cohen). Isaac Cohen, seit dem 19.1.1888 verheiratet mit Eva Kamp, hatte drei Söhne: Arthur (1888), Adolf (1892) und Eugen (1895). Das Unternehmen war sehr erfolgreich, die Familie konnte neben dem Geschäft und dem Wohnhaus auch weitere Grundstücke in der Stadt erwerben.
Während des Ersten Weltkriegs wurden alle drei Söhne eingezogen. Adolf Cohen überlebte nicht, er starb kurz vor Kriegsende, am 30.8.1918 in Frankreich. Die Söhne Eugen und Arthur arbeiteten in dem erfolgreichen Unternehmen mit, Arthur wurde Hauptgesellschafter. Beide gründeten ihrerseits Familien: Arthur heiratete 1921 Johanna (Aenne) Goldschmidt aus Krefeld, sie bekamen zwei Kinder, Walter (1924) und Margot (1926). Eugen heiratete Lotte Rosenthal aus Frankfurt, ihr Sohn Gerd wurde 1931 geboren.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ordnete die Schlachthofdirektion im April 1933 an, dass Juden prinzipiell das Betriebsgelände nicht mehr betreten durften. Einige Firmen und Geschäftsleute waren von diesem Verbot zunächst ausgenommen, weil man offensichtlich auf ihre Dienstleistungen (noch) nicht verzichten konnte. Zu diesen Ausnahmen gehörte auch das Geschäft der Familie Cohen. Die nationalsozialistische Leitung des Schlachthofs führte aber von Beginn an einen wirtschaftlichen Verdrängungskampf, unter dem alle noch in dieser Branche tätigen „jüdischen“ Unternehmen zu leiden hatten.
1938 schließlich wurde der Zugang zum Schlachthof für „nichtarische“ Unternehmen endgültig untersagt. Das traditionsreiche Geschäft geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten, musste sich am 1.4.1938 zwangsweise auflösen und wurde – weit unter Wert – an das NSDAP-Mitglied Jean Kaufmann verkauft. Der Novemberpogrom im Jahr 1938 verschärfte die Situation noch weiter. Marodierende SA-Trupps randalierten in den Wohnungen der Familien in der Graf-Recke-Straße 49 und in der Grunerstraße 28. Eva Cohen erlitt deswegen einen Schlaganfall. Die Gestapo verhaftete Arthur und seinen mittlerweile fast 80 Jahre alten Vater, Isaac Cohen. Eugen entging der Verhaftung nur deswegen, weil er einen Herzinfarkt erlitten und ein mutiger Arzt ihn im Krankenhaus aufgenommen hatte. Wie fast alle jüdischen Männer der Gemeinde wurde Arthur in das KZ Dachau verschleppt. Gesundheitlich schwer angeschlagen, wurde er erst entlassen, nachdem er zugesichert hatte, das Deutsche Reich auf schnellstem Wege zu verlassen. Arthurs und Aenne Cohens Sohn, Walter, war zu diesem Zeitpunkt bereits in Sicherheit: er war im September auf ein englisches Internat geschickt worden.
Gelungene und gescheiterte Rettung
Eugen, Lotte und Gerd Cohen emigrierten noch 1939 nach England. Arthur Cohen blieb in Düsseldorf, wo er zunächst gezwungen war, die Abwicklung des Familienunternehmens zu beenden und dem neuen Geschäftsinhaber kostenlos für drei Monate als Berater zur Seite zu stehen. Danach musste er für das Gartenbauamt der Stadt Düsseldorf Zwangsarbeit leisten. Zugleich bemühte er sich um ein Visum für die Vereinigten Staaten, was sich allerdings schwierig gestaltete. Die vormals wohlhabende Familie Cohen hatte nun Schwierigkeiten, die finanziellen Mittel für die Auswanderung aufzubringen. Immerhin gelang es noch, die Tochter Margot per Kindertransport nach England ausreisen zu lassen.
Eva Cohen erholte sich von ihrem Schlaganfall nicht mehr. Sie starb am 29.12.1939 in Düsseldorf. Im Herbst 1941 hatten Arthur und Aenne endlich alle Papiere für die Emigration in die USA beisammen – in diesem Moment untersagte die Reichsregierung jede weitere Ausreise für Juden. Die beiden mussten sich am Abend des 26.10.1941 im Düsseldorfer Schlachthof melden und wurden nächsten Tag in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Sämtliches verbliebenes Vermögen wurde zu Gunsten des Deutschen Reiches beschlagnahmt. Im Ghetto wohnten sie unter katastrophalen Verhältnissen in großen „Kollektivunterkünften“. Arthurs Gesundheitszustand verschlechterte sich dramatisch und er musste sich mehrfach ärztlich behandeln lassen.
Im September 1942 wurden Arthur und Aenne Cohen in das Vernichtungslager in Chelmno deportiert und dort sofort ermordet. Isaac Cohen wurde am 21.7.1942, ebenfalls vom Düsseldorfer Schlachthof aus, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er starb nur eine Woche später.
Lotte, Eugen und Walter Cohen nannten sich nach dem Krieg in „Clifton“ um und blieben in England. Das Schicksal von Isaac, Arthur und Aenne belastete die ganze Familie ihr Leben lang. Walter und Margot Cohen emigrierten später zu Verwandten in die USA. Beide heirateten und gründeten eigene Familien.
Text: Joachim Schröder
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