17.03.1921
Dormagen
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21.12.2011
Kempen
Emmi war die Tochter von Louis und Sophie Dahl, die eine florierende Metzgerei auf der Kölner Str. 121 in Dormagen führten. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 und der zunehmenden Entrechtung der Juden entschieden sich Emmis ältere Schwestern Hanni und Jenny, ins Ausland zu flüchten. Emmi und ihr Bruder Jakob blieben bei den Eltern in Dormagen und erlebten, wie in der Pogromnacht am 9./10.11.1938 die Metzgerei und ihr Haus verwüstet und geplündert wurden. Um zum Lebensunterhalt der verarmenden Familie beizutragen, arbeitete Emmi als Haushaltsmädchen in Köln. Hier lernte sie in einem Café ihren späteren Ehemann Kurt Mendel aus Kempen kennen. Am 10.12.1941 wurde Emmi mit ihrer Familie vom Düsseldorfer Schlachthof ins Ghetto Riga deportiert, wo sie in einem Armeebekleidungslager arbeiten musste. Ihre Eltern wurden 1944 von der SS im KZ Kaiserwald ermordet, ihr Bruder und sie selbst überlebten. Bei ihrer Befreiung am 13.3.1945 war Emmi schwerkrank und sie wog nur noch 34 Kilogramm. Sowjetische Ärzte retteten ihr Leben. Sie kehrte nach Dormagen zurück, heiratete im März 1947 Kurt Mendel, der ebenfalls das Ghetto Riga überlebt hatte und gründete mit ihm eine Familie.
Literatur und Quellen:
Stadtarchiv Dormagen, Vorladung Louis Dahl 10.07.1941, Amt Dormagen
Kaiser, Hans: Die Vernichtung der Kempener Juden, in: Pfarrbrief der katholischen Kirchengemeinde in Kempen, Nr. 46 (16.11.2008).
Pracht-Jörns, Elfi: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf, Köln 2000.
Pankalla, Heinz A.: Zur Geschichte der jüdischen Mitbürger und der Synagogengemeinde Zons-Dormagen, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Dormagen (1985), S. 10-59
Mendel, Emmi: Kein Einzelschicksal. Zur Geschichte der Deportationen der Dormagener Juden, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Dormagen (1985), S. 50-52
Text: Vera Strobel
Emmi Dahl war die Tochter des Metzgers Louis Dahl und seiner Ehefrau Sophie. Sie hatte zwei ältere Schwestern, Jenny und Hanni, und einen Bruder, Jakob. Familie Dahl führte einen florierenden Metzgerladen auf der Kölner Str. 121, drei Häuser daneben war das jüdische Bethaus. Als Jugendliche erhielten Jakob und Emmi jeden Donnerstagnachmittag hier reformorientierten Religionsunterricht durch den Neusser Kantor Benno Nussbaum.
Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 und der damit einhergehenden Diskriminierung und Entrechtung der jüdischen Familien in Dormagen entschieden sich Emmis Schwestern 1938 ins Ausland zu flüchten (Jenny nach Großbritannien und Hanni nach Chile). Während der Pogromnacht am 9./10.11.1938 wurde Emmis Bruder Jakob mit ihrem Vater und anderen jüdischen Dormagenern in 1-tägige sogenannte „Schutzhaft“ in die Gefängniszellen im Rathaus in Dormagen gebracht. Emmi konnte nach Insistieren eines Arztes zur Pflege ihrer kranken Mutter zuhause bleiben. Metzgerei und Haus der Familie Dahl wurden verwüstet und geplündert.
Aufgrund der „Sühneleistungen“ der deutschen jüdischen Bevölkerung von einer Milliarde Reichsmark mussten auch die Dahls ihren Besitz weit unter Wert für 6.000 Reichsmark an einen „arischen“ Nachbarn verkaufen und lebten nun zur Miete in ihrem früheren Eigentum. Vater Louis Dahl wurde gezwungen in einem Pumpenhaus zu arbeiten, Jakob wurde Schwellenleger bei Bahnarbeiten.
Am 10.12.1941 wurde Emmi Dahl mit ihren Eltern und ihrem Bruder Jakob vom Düsseldorfer Schlachthof ins Ghetto Riga deportiert. Emmi musste dort in einem Armeebekleidungslager arbeiten. Ihre Eltern wurden im Juli 1944 im KZ Kaiserwald von der SS erschossen. Im selben Jahr wurde Emmi ins KZ Stutthof (bei Danzig) gebracht und von dort, als die Front näher rückte, von der SS auf einen Todesmarsch nach Westpreußen verschleppt.
Am 13.3.1945 wurde Emmi von der Roten Armee befreit. Sie war schwerkrank, hatte Typhus, Fleckfieber und ein Zeh war abgefroren; sie wog nur noch 34 Kilo. Sowjetische Ärzte retten ihr Leben, so dass sie im September 1945 nach Dormagen zu ihrem Bruder Jakob zurückkehren konnte. Sie sind die einzigen Überlebenden der großen Familie Dahl. Emmi erhielt vom Kreisversorgungsamt Unterwäsche und Bekleidung.
Im März 1947 heiratete sie den Holocaustüberlebenden Kurt Mendel in der Synagoge Roonstraße in Köln. Ihren Ehemann, Sohn eines Kempener Viehhändlers, hatte sie im Deportationszug 1941 ins Ghetto Riga näher kennen gelernt, nachdem sie sich vorher schon flüchtig aus einem Café in Köln kannten. Emmi hatte zu dieser Zeit (1940/1941) als Hausmädchen bei einer christlich getauften jüdischen Familie in Köln gearbeitet, während Kurt Mendel sich auf einer jüdischen Handwerkerschule auf ein Leben als Schreiner im Exil vorbereitete. Tochter Lieselotte wurde 1948 in Kempen geboren.
Emmi Mendel, geb. Dahl, war bei der ersten Stolpersteinverlegung 2005 für ihre Familie anwesend und half den Dormagenern tatkräftig bei der Aufarbeitung des Schicksals der jüdischen Familien Dormagens. Nach ihrem Tod wurde sie auf dem denkmalgeschützten jüdischen Friedhof in Kempen neben ihrem bereits 2007 verstorbenen Ehemann beerdigt.
Text: Vera Strobel
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