07.06.1908
Mönchengladbach
–
30.05.1969
Cali
Emma wuchs als jüngstes von fünf Kindern in Wanlo auf, heute ein Stadtteil von Mönchengladbach. Sie war von Beruf Näherin und mit seit 1936 Siegmund Harf aus Wickrath verheiratet. Sie wohnten in der Plattenstraße 59. Am 11.12.1941 wurden Emma und Siegmund über den Düsseldorfer Schlachthof in das Ghetto Riga deportiert. Nach der Auflösung des Ghettos, ab November 1943 wurde Emma im „Armeebekleidungsamt“ in Riga-Mühlgraben (Außenlager des KZ Riga-Kaiserwald) eingesetzt. Am 30.9.1944 wurde sie mit einem Frachtschiff nach Liebau (Lettland) gebracht, wo sie in einem SS-Sonderlager arbeiten musste. Am 19.2.1945 wurde Emma nach Hamburg transportiert, wo sie bis zum 11.4.1945 im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel gefangen war. Anschließend musste sie mit anderen ehemaligen Ghettoinsass*innen aus Riga, unter ihnen ihre Nichte Hilde Sherman Zander, einen 86 km langen Fußmarsch nach Kiel antreten, wo sie in das „Arbeitserziehungslager Nordmark“ am Stadtrand von Kiel eingewiesen wurde. Durch eine Rettungsaktion des schwedischen Roten Kreuzes konnten Emma und weitere Häftlinge am 1.5.1945 befreit werden. Die vollkommen erschöpften Menschen wurden nach Holsbybrunn in Schweden gebracht, wo sie wieder zu Kräften kommen konnten. Im November 1966 sagten sie und ihr Mann im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Hamburger Staatsanwaltschaft gegen mehrere Mitglieder der SS und Ordnungspolizei aus, die im Ghetto Riga an NS-Verbrechen beteiligt waren. Zu diesem Zeitpunkt lebten Emma und Siegmund bereits in Cali (Kolumbien).
Literatur und Quellen:
von Wrochem, Oliver (Hg.): „Der Tod ist ständig unter uns“. Die Deportationen nach Riga und der Holocaust im deutsch besetzten Lettland, Berlin 2022
Website Spuren im Vest: https://spurenimvest.de/2021/05/21/harf-emma/
Website: geni.com (https://www.geni.com/people/Emma-Harf/6000000146836467949)
Yad Vashem Archives, TR.19/59, S. 98-102, S. 107-11
Text: Lukas Hakvoort, Alexander Knecht, Andrei Takacs (Schüler*innen des Georg-Büchner-Gymnasiums Düsseldorf)
Emma wuchs als jüngstes von fünf Kindern von Joseph und Henriette Zander in Wanlo auf, heute ein Stadtteil von Mönchengladbach. Sie war von Beruf Näherin und seit 1936 mit Siegmund Harf aus Wickrath verheiratet. Sie wohnten in Wanlo in der Plattenstraße 59. Am 11. Dezember 1941 wurden Emma und Siegmund über den Düsseldorfer Schlachthof in das Ghetto Riga deportiert: Dort kamen sie zwei Tage später um kurz vor Mitternacht am Rangierbahnhof Skirotawa an, wo die Laderampe vereist war. Am nächsten Morgen wurden sie von der SS aus den Waggons getrieben und es begann der beschwerliche Fußmarsch ins Ghetto.
Im Ghetto musste Emma wie die übrigen Insass*innen Zwangsarbeit leisten. Ihr Ehemann Siegmund war als jüdischer Ghettopolizist eingesetzt. Mitte 1943 begann die schrittweise Auflösung des Ghettos Riga und die Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald, zu dem verschiedene Außenlager gehörten. Eines davon war das Armeebekleidungsamt im Stadtteil Mühlgraben, das der Wehrmacht unterstand. Emma war eine von 1.500 jüdischen Zwangsarbeiter*innen, die dort eingesetzt wurden. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren katastrophal, immer wieder wurden Häftlinge als „arbeitsunfähig“ aussortiert und ermordet.
Im Sommer 1944 wurde das KZ Kaiserwald aufgelöst und die verbliebenen, „arbeitsfähigen“ Häftlinge wurden von Juli bis September 1944 per Schiff in das KZ Stutthof verschleppt. Am 30. September 1944 wurde Emma mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau (Lettland) gebracht, wo sie am 1. Oktober 1944 ankam und in einem SS-Sonderlager im Hafen arbeiten musste. Am 22. Dezember 1944 überlebte Emma einen schweren russischen Bombenangriff, bei dem 14 Lagerinsassen starben.
Am 19. Februar 1945 wurden 200 Häftlinge, darunter Emma und ihre Nichte Hilde Sherman-Zander, auf einem Kohlefrachtschiff über die Ostsee nach Hamburg transportiert. Sie erreichten Hamburg am 27. Februar 1945 und wurden von der SS ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel (bekannt als „Kola-Fu“) gebracht, wo Emma bis zum 11. April 1945 gefangen war. Anschließend musste sie einen 86 km langen Fußmarsch nach Kiel antreten, wo sie in das am Stadtrand gelegene „Arbeitserziehungslager Nordmark“ eingeliefert wurde.
Durch eine Rettungsaktion des schwedischen Roten Kreuzes unter der Leitung von Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress konnten Emma und 167 andere jüdische Häftlinge befreit werden: Am 1. Mai 1945 wurde sie mit weißen Bussen nach Pattburg (Dänemark) gebracht und reiste weiter nach Kopenhagen und Malmö. Nach ihrer Befreiung wurde sie zunächst in Smålandsstenar in Quarantäne gebracht, lebte ab dem 8. Juni 1945 gemeinsam mit ihrem Mann Siegmund im „IRC-Recreation-Camp“ in Holsbybrunn und zog im Dezember 1945 in das „Ryds Brunn Camp“.
Im November 1966 sagten sie und ihr Mann im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Hamburger Staatsanwaltschaft gegen mehrere Mitglieder der SS und Ordnungspolizei aus, die im Ghetto Riga an NS-Verbrechen beteiligt waren. Zum Zeitpunkt der Anklage lebte sie bereits mit ihrem Mann Siegmund in Cali (Kolumbien).
Text: Lukas Hakvoort, Alexander Knecht, Andrei Takacs (Schüler*innen des Georg-Büchner-Gymnasiums)
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.