26.05.1888
Mülheim/Ruhr
–
1942
Izbica
Jeannette Gutmann war das erste von sieben Kindern des Ehepaares Simon und Lina Kann. Nach dem Besuch des Mülheimer Lyzeums bis 1900 folgte ihre weitere Schulbildung an einem jüdischen Mädchenpensionat. Sie heiratete am 12.1.1921 den Samt- und Seidenhändler Max Salomon Gutmann. Nach ihrer Heirat zogen sie nach Krefeld auf die Marktstraße 297. Das Ehepaar hatte drei Söhne: Hans-Josef, Fritz und Kurt. Am 11.8.1928 starb Max an den Folgen einer Lungenentzündung. Jeanette lebte fortan von einer Witwen- und Halbwaisenrente und verdiente sich durch das Sticken von Tischwäsche etwas dazu. Vor diesem Hintergrund zog die Familie 1934 zurück in die Hindenburgstraße 73 in Mülheim. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, nämlich 1934, gelang es Jeanette ihren Sohn Fritz in ein Waisenhaus in Glasgow zu schicken. 1939 konnte Kurt ihm durch einen Kindertransport folgen. Jeanette und ihrem ältesten Sohn Hans-Josef blieb eine Flucht verwehrt. 1940 mussten sie in das „Judenhaus“ in der Delle 29 in Mülheim ziehen. Am 22.4.1922 wurden Jeanette und Hans-Josef über Düsseldorf in das Ghetto Izbica in Ostpolen verschleppt. Dort verliert sich ihre Spur. Entweder kamen sie dort ums Leben oder wurden in einem der nahegelegenen Vernichtungslager Bełżecoder Sobibór ermordet. Auf dem jüdischen Friedhof in Izbica und in Sobibór erinnern Gedenktafeln an Jeanette und Hans-Josef. In Krefeld auf der Hindenburgstraße erinnern Stolpersteine an die Familie Gutmann.
Literatur und Quellen:
Archiv der Erinnerungen Teil II, Interview mit Kurt Gutmann (September 1996)
Biografien der Familie Gutmann vom Stadtarchiv Mülheim a. d. Ruhr: https://www.muelheim-ruhr.de/cms/biographien_zu_den_stolpersteinen.html (Zuletzt besucht: 24.10.22)
Deportationsliste: https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420422-12.jpg (zuletzt besucht: 24.10.22)
Stadtarchiv Mühlheim: Verzeichnis der Schülerinnen der Höheren Mädchenschule 1852 – 1899 (Lfd. Nr. 1 – 1509) Archivsignatur: 1205/1 und Klassenlisten der Schuljahre 1894/95 – 1899/1900 Archivsignatur: 1205/3
Heiratskarte 1295/ Nr. 16658 zur Heiratsurkunde Nr. 24/1921 (Reg.-Nr. 1195/1/86)
Text: StA Mülheim; Friederike Aschhoff
Jeannette Gutmann war das erste Kind von sieben Kindern des Ehepaares Simon und Lina Kann. Nach dem Besuch des Mülheimer Lyzeums von 1894 bis 1900 folgte ihre weitere Schulbildung an einem jüdischen Mädchenpensionat. Sie heiratete am 12.1.1921 in Mülheim an der Ruhr den Samt- und Seidenhändler Max Salomon Gutmann aus Krefeld. Nach ihrer Heirat zog Jeannette zu ihrem Mann nach Krefeld. Dort wohnte die Familie bis zu ihrem Umzug zurück nach Mülheim 1934 in der Marktstraße 297. In diesen Jahren war Jeannette Hausfrau und bekam drei Söhne: Hans-Josef, Fritz und Kurt.
Am 11.8.1928 ereilte die Familie ein harter Schicksalsschlag. Max Salomon starb an den Folgen einer Lungenentzündung. Die Witwe lebte von einer kleinen Witwen- und Halbweisenrente und verdiente sich durch das Sticken von Tischwäsche etwas zum Lebensunterhalt dazu. Vor dem Hintergrund der schwierigen finanziellen Lage zog Jeannette nach dem Tod ihres Vaters 1934 mit ihren Söhnen nach Mülheim zurück in die Hindenburgstraße 73.
Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, nämlich 1934, gelang es Jeanette ihren Sohn Fritz in ein Waisenhaus in Glasgow zu schicken. Bemühungen ihre Söhne Hans-Josef und Fritz nach der Pogromnacht 1938 ebenfalls ins Ausland zu retten, scheiterten an finanziellen Mitteln. Aber 1939 konnte Kurt durch einen Kindertransport seinem Bruder Fritz nach Glasgow folgen. Jeanette und ihrem ältesten Sohn Hans-Josef blieb eine Flucht verwehrt. 1940 mussten sie ihre Wohnung auf der Hindenburgstraße verlassen und in einem „Judenhaus“ in der Delle 29 in Mülheim.
Im April 1942 erhielt Jeanette Gutmann die Aufforderung sich für den Transport in den Osten bereitzuhalten. Eigentlich stand ihr Sohn Hans nicht auf der Deportationsliste. Er setzte aber durch mit seiner Mutter auf Transport gehen zu können. Sie wurden am 22.4.1942 über Düsseldorf zum Ghetto Izbica in Ostpolen verschleppt. Dort verliert sich ihre Spur, mit hoher Wahrscheinlichkeit sind sie dort aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen oder durch die willkürliche Gewalt der Nationalsozialisten umgekommen. Immer wieder gab es von dort auch Transporte in die Vernichtungslager Bełżec und auch nach Sobibór. In Izbica auf dem jüdischen Friedhof und in Sobibór erinnern Gedenktafeln an Jeanette und Hans-Josef. In Krefeld auf der Hindenburgstraße, heute Friedrich-Ebert-Straße, erinnern Stolpersteine an die Familie Gutmann.
Text: StA Mülheim; Friederike Aschhoff
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