11.06.1891
Aurich
–
1941
Minsk
Marianne Kussel stammte aus Aurich. Ihre Eltern, Wolff Levy und Fanni Wolff (geb. Jakob) hatten noch drei weitere Kinder: Regina, Augusta und Ino. Marianne heiratete Hugo Kussel, einen gelernten Metzger aus Gruiten. Er zog zu ihr und ihrer Familie nach Aurich. Das Familienglück war perfekt, als 1922 ihre erste Tochter Netta zur Welt kam, drei Jahre später folgte Elfriede. Doch das Glück währte nicht lange. Boykotte trafen auch Hugos Geschäft, bis er im Dezember 1939, nach seiner Entlassung aus dem KZ Sachsenhausen, wohin er nach dem Novemberpogrom verschleppt worden war, keinen Betrieb mehr führen durfte. So wurde die Familie in den finanziellen Ruin getrieben. 1940 wurden Hugo und Marianne aufgefordert, Ostfriesland zu verlassen. Gemeinsam mit Mariannes Schwester und Schwager zog das Ehepaar fort, nach Düsseldorf. Anderthalb Jahre wohnte Marianne in Düsseldorf, bis sie die Aufforderung erhielt, sich am 9.11.1941 am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einzufinden. Am nächsten Morgen wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Elfriede in das Ghetto Minsk deportiert. Mariannes Spur verliert sich im Ghetto Minsk, vermutlich starben sie und ihre Tochter Elfriede hier. Ihr Mann Hugo wurde weiter deportiert und starb vermutlich 1944 in Mittelbau-Dora. Mariannes Tochter Netta war zuvor nach Schweden geflohen und überlebte dort den Holocaust.
Literatur und Quellen:
Lübbers, Günther; Junge, Brigitte: Das Ellernfeld. Online abrufbar unter: http://www.museum-aurich.de/fileadmin/user_upload/museum_aurich/Bilder/Gedenktafel_Ellernfeld_D-NL_20_07_2015.pdf; zuletzt abgerufen am 16.03.2016
Reyer, Herbert: Juden in Aurich. In: Obenaus, Herbert (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Göttingen, 2005
Weferling, Sandra: Elfriede Kussel (https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/01/11/elfriede-kussel/)
Weferling, Sandra: Hugo Kussel (https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/01/11/hugo-kussel/)
Weferling, Sandra: Marianne Kussel (https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/01/11/marianne-kussel/)
Text: Jasmin König
Marianne Kussel wurde 1891 in Aurich geboren. Ihre Eltern Wolff Levy Wolff und seine Frau Fanni Jakob bekamen noch drei weitere Kinder: Regina, Augusta und Ino. Wolff arbeitete als Schlachter und Viehhändler, genau wie Mariannes künftiger Mann Hugo Kussel. Er kam aus Gruiten, einer kleinen Gemeinde bei Düsseldorf. 1920 heirateten die beiden und Hugo zog zu Mariannes Familie nach Aurich. Das Familienglück war perfekt, als 1922 ihre erste Tochter Netta zur Welt kam, drei Jahre später folgte Elfriede. 1930 konnte die Familie in ein eigenes Haus umziehen, in dem sich bereits Hugos Schlachterei befand. Doch das Glück währte nicht lange.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde es für die jüdischen Familien in Aurich zusehends schwerer. Die Boykotte trafen auch Hugos Geschäft. Zuerst durfte er nicht mehr nach jüdischem Ritus schlachten, immer weiter wurden seine Freiheiten eingeschränkt, bis er 1939 keinen Betrieb mehr führen durfte. So wurde die Familie mit der Zeit in den finanziellen Ruin getrieben.
1938 wurde Hugo das erste Mal deportiert. Während der Novemberpogrome wurden alle jüdischen Bürger in Aurich aus ihren Wohnungen geholt und mussten die folgende Nacht in der so genannten „Bullenhalle“ verbringen. Während sie dort festgehalten wurden, verwüsteten und plünderten Bürger und SA ihre Wohnungen. Auch Marianne wurde mit ihrem Mann und ihrer Tochter Elfriede aus ihrer Wohnung geholt. Ihre älteste Tochter war bereits ausgezogen. Marianne und Elfriede durften am nächsten Tag nach Hause zurückkehren, doch Hugo wurde gemeinsam mit den anderen Männern der jüdischen Gemeinde in das KZ Sachsenhausen deportiert. Seine Frau und seine Tochter wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, ob und wann er zurückkehren würde. Im Dezember desselben Jahres wurde Hugo entlassen, doch für die Familie änderte sich vieles. Er musste seinen Betrieb aufgeben und in Wilhelmshaven Zwangsarbeit leisten.
Elfriede zog 1939 ebenfalls aus und ging nach Spreenhagen in das dort gelegene Gut Winkel, wo sie eine Ausbildung beginnen wollte, um sich vermutlich auf die Auswanderung nach Palästina vorbereiten zu können. Doch mit der Schließung des Gutes wurde ihr Wunsch unerreichbar. 1940 wurden Hugo und Marianne aufgefordert Ostfriesland zu verlassen. Gemeinsam mit Mariannes Schwester und Schwager zog das Ehepaar fort, nach Düsseldorf. Marianne und Hugo wohnten hier am Düsselkämpchen 2, einem "Judenhaus". Nach der Auflösung des Gutes in Spreenhagen zog auch Elfriede nach Düsseldorf, allerdings nicht zu ihren Eltern. Anderthalb Jahre wohnten Marianne und Hugo in Düsseldorf, bis sie die Aufforderung erhielten, sich am 9.11.1941 am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einzufinden, um „evakuiert“ zu werden, zum „Arbeitseinsatz im Osten“.
Am nächsten Morgen wurde sie, gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter, vom nahe gelegenen Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in das Ghetto Minsk deportiert. Mariannes Spur verliert sich im Ghetto Minsk, vermutlich starben sie und ihre Tochter Elfriede hier. Ihr Mann Hugo wurde nach der Auflösung des Ghettos Minsk in weitere Konzentrationslager verschleppt und starb vermutlich 1944 im KZ Mittelbau-Dora. Mariannes Tochter Netta war zuvor nach Schweden geflohen und überlebte dort den Holocaust.
Text: Jasmin König
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