18.02.1925
Aurich
–
1941
Minsk
Elfriede war die jüngere Tochter des Schlachters und Viehhändlers Hugo Kussel und seiner Frau Marianne, sie hatte eine ältere Schwester, Netta. Die Familie wohnte in Aurich in Ostfriesland, das Geschäft des Vaters lief gut. Doch mit der Machtergreifung und den damit einhergehenden Repressionen und Boykotten gegenüber jüdischen Geschäftsinhabern hatte es die Familie zusehends schwerer. Während der Novemberpogrome 1938 wurde ihr Vater verschleppt, das Haus der Familie verwüstet. Nachdem ihre Schwester Netta bereits das Elternhaus verlassen hatte, entschloss sich auch Elfriede im Alter von nur 14 Jahren, diesen Schritt zu gehen. Sie ging zuerst nach Hannover, später auf ein Gut in Spreenhagen, wo sie sich vermutlich mit einer Ausbildung auf eine Auswanderung vorbereiten wollte. Doch Elfriede schaffte es nicht mehr ins Ausland. 1941 wurde Juden jegliche Möglichkeit zur Ausreise untersagt. Daraufhin zog sie nach Düsseldorf in eine Wohnung in die Kleverstraße 29. Am 9.11.1941 mussten sich Elfriede und ihre Eltern am Düsseldorfer Schlachthof einfinden. Am nächsten Tag wurden sie in das Ghetto Minsk deportiert. Keiner von ihnen überlebte. Elfriedes Spur verliert sich im Ghetto. Nur ihre Schwester Netta überlebte den Holocaust in Schweden.
Literatur und Quellen:
Reyer, Herbert: Juden in Aurich. In: Herbert Obenaus (Hg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Wallstein Verlag 2005, S. 3-28
Weferling, Sandra: Elfriede Kussel (https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/01/11/elfriede-kussel/)
Weferling, Sandra: Hugo Kussel (https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/01/11/hugo-kussel/)
Lübbers, Günther/Brigitte Junge: Das Ellernfeld. Online : http://www.museum-aurich.de/fileadmin/user_upload/museum_aurich/Bilder/Gedenktafel_Ellernfeld_D-NL_20_07_2015.pdf; zuletzt abgerufen am 16.03.2016
Text: Jasmin König
1825 kam Elfriede in Aurich zur Welt. Sie war die Tochter des Schlachters und Viehhändlers Hugo Kussel und seiner Frau Marianne. Ihre große Schwester Netta war bei ihrer Geburt zwei Jahre alt. Die Mädchen wuchsen zunächst in einem Haus, gemeinsam mit ihren Großeltern, Eltern, Onkel und Tante auf. Fünf Jahre später zogen sie mit ihren Eltern gemeinsam in das Haus, in dem sich auch die Schlachterei ihres Vaters befand. Doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die damit einhergehenden Repressionen und Boykotte gegenüber jüdischen Geschäftsleuten machten es der Familie schwer.
Die veränderten Lebensbedingungen riefen unter jungen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern in der Region eine Debatte über eine mögliche Auswanderung hervor. Viele von ihnen lernten Hebräisch oder Englisch. 1936 zog Elfriedes Schwester Netta zuerst nach Mannheim, später floh sie nach Schweden. Dort überlebte sie die NS-Zeit. 1938 zog die Familie erneut um, vermutlich weil es der Familie finanziell zusehends schlechter ging. In der Nacht der Novemberpogrome, am 9./10. November 1938, mussten sich alle jüdischen Bürgerinnen und Bürger Aurichs in der Landwirtschaftlichen Halle sammeln. Dort wurden sie misshandelt, während zeitgleich ihre Wohnungen verwüstet und geplündert wurden. Am nächsten Tag kehrte Elfriede mit ihrer Mutter in ihre Wohnung zurück, ihr Vater jedoch wurde in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Erst einen Monat später kehrte er zurück. Bis dahin wusste Elfriede vermutlich nicht, was mit ihrem Vater geschehen war und ob er zurückkommen würde.
Einige Monate später entschied sich auch Elfriede, inzwischen 14 Jahre alt, ihr Elternhaus zu verlassen. Am 27. Juli 1939 meldete sie sich in Aurich ab und ging zuerst nach Hannover, später nach Spreenhagen. Hier befand sich das Gut Winkel, das junge Menschen mit einer Ausbildung für eine Auswanderung nach Palästina vorbereitete. Anscheinend war es auch Elfriedes Plan, Deutschland in Richtung Palästina zu verlassen. 1941 jedoch wurde das Gut geschlossen, ein vollständiges Ausreiseverbot für Juden war in Kraft getreten.
Elfriede schaffte es nicht mehr ins Ausland. Sie zog nach Düsseldorf in eine Wohnung in die Kleverstraße 29. Auch ihre Eltern wohnten mittlerweile in Düsseldorf, ihre Heimat war im Jahr zuvor als „judenfrei“ deklariert worden. Am 9. November 1941 mussten sich Elfriede und ihre Eltern am Schlachthof in Düsseldorf einfinden. Am Tag darauf wurden sie vom Güterbahnhof Derendorf in das Ghetto Minsk deportiert. Zu diesem Zeitpunkt war Elfriede 16 Jahre alt. Mit ihnen befanden sich auch Elfriedes Tante Regina und ihr Onkel Benjamin auf dem Zug. Keiner von ihnen überlebte. Elfriedes Spur verliert sich im Ghetto Minsk. Wann genau sie gestorben ist, ist unbekannt.
Text: Jasmin König
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