09.03.1891
Hilden
–
22.07.1953
Düsseldorf
Der Hildener Kaufmann Leo Meyer war während des Ersten Weltkriegs vier Jahre an der Front, zuletzt in Oost-Malle in Flandern, wo er belgischen und französischen Flüchtlingen half und als der „gute Deutsche“ galt. Leo Meyer führte einen Vieh- und Futtermittelhandel in Düsseldorf, verlegte diesen aber wegen der immer schwierigeren wirtschaftlichen Lage 1937 wieder nach Hilden. 1935 hatte er Minna Seckel geheiratet, die Hannelore, ein 2jähriges Mädchen, mit in die Ehe einbrachte. Während des Novemberpogroms 1938 überfielen Nazis das Familienhaus und misshandelten die Bewohner. Vater Nathan erlag seinen Verletzungen zwei Tage darauf. Aus Angst vor Verhaftung floh Leo im März 1939 „illegal“ nach Belgien. Freunde aus Oost-Malle unterstützen ihn, auch als er nach Kriegsausbruch in Gurs in Frankreich interniert wurde. Minna und Hannelore schafften die Ausreise nicht, sie wurden 1941 ins Ghetto Minsk deportiert. Leo überlebte den Holocaust in der Illegalität. Im Juli 1946 heiratete er die Holocaust-Überlebende Janka Slomovic, sie bekamen bald eine Tochter. Als neue Auswanderungspläne scheiterten, zog die Familie 1949 nach Hilden. Leo war aufgrund der Verletzungen und Entbehrungen der NS-Zeit nicht arbeitsfähig, sein Kampf um Wiedergutmachung verlief zäh. Als ein Richter ihm nahelegte, mit dem früheren NS-Ortsgruppenleiter Thiele, der große Teile des Familieneigentums „arisiert“ hatte, einen Vergleich einzugehen, erlitt er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er bald darauf starb.
Literatur und Quellen:
Hain, Wolfgang: Zur Geschichte der Juden in Hilden, in: Hildener Jahrbuch, Neue Folge, Bd. II, 1979, S. 75-150.
Suchy, Barbara: Leo Meyer aus Hilden. Eine dokumentarische Erzählung, Düsseldorf 2016.
Text: Joachim Schröder
Leo Meyer stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Hilden (Vieh- und Futtermittelhandel). Während des Ersten Weltkriegs war er vier Jahre an der Front, zuletzt in Oost-Malle in Flandern, wo er ein Kloster und französische Flüchtlinge unterstützte und bald als der „gute Deutsche“ („le bon boche“) galt. Leo Meyer führte einen Vieh- und Futtermittelhandel in Düsseldorf, siedelte aber aufgrund der immer schwierigeren wirtschaftlichen Lage 1937 wieder nach Hilden über. 1935 hatte er Minna Seckel (geb. Cohn) geheiratet. Sie brachte Hannelore mit in die Ehe ein, ein 2jähriges Mädchen, das sie 1933 adoptiert hatte. In Hilden wohnten die Familie Meyer in der Gerresheimer Straße 189, im Nebenhaus der Eltern von Leo Meyer. Während der Novemberpogrome überfielen SA-Leute das Familienhaus und misshandelten die Bewohner. Der Vater Nathan Meyer erlag seinen Verletzungen zwei Tage darauf. Leo und Minna planten schon seit längerem die Emigration nach Ecuador, aber alle Möglichkeiten scheiterten.
Aus Angst vor einer Verhaftung floh Leo Meyer im März 1939 „illegal“ nach Belgien. Alte Bekannte in Oost-Malle unterstützen ihn, auch als er nach Kriegsausbruch in Gurs in Frankreich interniert wurde. Minna und Hannelore schafften die Ausreise nicht, sie wurden am 11. November 1941 vom Düsseldorfer Schlachthof aus in das Ghetto in Minsk deportiert. Leo Meyer tauchte nach seiner Entlassung aus dem Internierungslager Gurs, für die sich seine belgischen Freunde eingesetzt hatten, mit Hilfe von weiteren Freunden unter und überlebte den Holocaust in der Illegalität in Südfrankreich.
Im Juli 1946 heiratete Leo Meyer zum zweiten Mal, die Holocaust-Überlebende Janka Slomovic, die den Holocaust wie er in Frankreich überlebt hatte. Das Paar bekam im selben Jahr eine Tochter. Neue Auswanderungspläne scheiterten, da sie völlig mittellos waren. Erst 1949 konnte Leo Meyer mit seiner neuen Familie nach Hilden zurückkehren. Durch die Verletzungen vom Novemberpogrom und die Entbehrungen in der Illegalität war sein Gesundheitszustand schlecht; er war nicht arbeitsfähig und sein Kampf um Wiedergutmachung verlief zäh. Als ein Richter ihm vorschlug, mit dem ehemaligen Ortsgruppenleiter Thiele, der Teile des Familieneigentums „arisiert“ hatte, einen Vergleich einzugehen, erlitt er noch im Gerichtssaal einen Schlaganfall. Leo Meyer war physisch und psychisch am Ende. Im Juni 1953 wurde er ins Krankenhaus in Hilden, danach in die Heilanstalt Grafenberg eingewiesen, wo er kurz darauf im Alter von 62 Jahren an Nierenversagen verstarb.
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.