30.10.1885
Krefeld
–
1943
Terezín
Jakob Daniel war ein Krefelder Gewürz- und Darmhändler. Er wurde im Oktober 1885 in der niederrheinischen Stadt Krefeld geboren. Dort heiratete er die aus Dortmund stammende Luise Selig und gründete eine Familie, Sohn Hans wurde 1922 geboren. Gemeinsam lebte die Familie Daniel in einem Haus auf der Lindenstraße 9. 1936 wurde Jakob Daniel vorgeworfen, Geld ins Ausland schaffen zu wollen, weshalb er verhaftet wurde. Dieses Vergehen wurde als „Devisenvergehen“ bezeichnet, jedoch wurden die Vorwürfe gegen ihn wieder fallen gelassen. Der Betrieb der Daniels wurde 1938/1939 liquidiert. Im Rahmen der Novemberpogrome wurde Jakob Daniel im November 1938 erneut verhaftet. Am 17. November 1938 transportierten ihn die Nationalsozialisten in das KZ Dachau. Luise Daniel wollte die Freilassung ihres Mannes veranlassen, weshalb sie das gemeinsame Haus noch im selben Jahr verkaufte. Obwohl es zu dieser Zeit nicht üblich war, den geschätzten Immobilienpreis zu bekommen, konnte Luise das Haus für den Schätzwert verkaufen. Jakob Daniel wurde am 9. Dezember 1938 aus der Haft entlassen. Am 11. Dezember 1941 wurde die komplette Familie Daniel über den Alten Düsseldorfer Schlachthof deportiert und in das Ghetto Riga gebracht. Hans starb in Riga, seine Frau Luise wurde nach Stutthof deportiert. Wann und wie Jakob Daniel ermordet wurde, konnte nicht herausgefunden werden. Laut Quellen soll Jakob von Riga nach Theresienstadt deportiert worden sein. Dort soll er 1943 den Tod gefunden haben.
Text: Dana Theußen
Literatur und Quellen
Bundesarchiv (Hg.): Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945.
(https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de850459)
Flümann, Claudia: „…doch nicht bei uns in Krefeld!“ – Arisierung, Enteignung, Wiedergutmachung in der Samt- und Seidenstadt 1933-1963, Krefeld 2015, S. 605, 612.
Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem (Hg.): Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer
(https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de&s_id=&s_lastName=Daniel&s_firstName=Jakob&s_place=Krefeld&s_dateOfBirth=&cluster=true)
NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld
Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich
(https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-9.jpg)
Die Familie Daniel war eine jüdische Familie aus Krefeld am Niederrhein. Vater Jakob betrieb einen Handel für Gewürze, Därme und Häute. Das Haus auf der Lindenstraße 9 stellte nicht nur den stetigen Wohnsitz der Daniels dar, sondern diente Jakob auch als Standort für seinen Handel. Mutter Luise soll keinem Beruf nachgegangen sein, Sohn Hans wird eine Tätigkeit als Arbeiter nachgesagt. Ob er Arbeiten im Handel seines Vaters verrichtete, konnte nicht ermittelt werden. Es wird vermutet, dass die Familie Daniel eine Auswanderung recht früh in Betracht gezogen hatte. 1936 sollen Pläne für eine mögliche Auswanderung existiert haben. Jedoch wurde Jakob Daniel noch im selben Jahr verhaftet. Die Krefelder Polizei warf Jakob ein angebliches „Devisenvergehen“ vor. Jakob hätte im Zuge seiner Planung zur Auswanderung erfolgreich versucht, Geld ins Ausland zu schaffen. Eine entfernte Verwandte der Daniels, wohnhaft in Amsterdam, sollte angeblich Geld von der Familie Daniel erhalten haben. Der Vorwurf konnte scheinbar nicht bestätigt werden, denn Jakob Daniel wurde aus der Haft entlassen.
Im Zuge der Novemberpogrome Anfang November 1938 wurde Jakob Daniel am 11. November erneut verhaftet. Am 17. November erfolgte der Transport in das Konzentrationslager Dachau. Nach der Festnahme ihres Mannes wurde der Handel der Daniels 1938/39 liquidiert. Um eine Freilassung ihres Mannes bewirken zu können, musste Luise Daniel das gemeinsame Haus auf der Lindenstraße 9 verkaufen. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht üblich, den geschätzten Wert für die Immobilie auch tatsächlich zu erhalten. Außerdem ist bekannt, dass auf dem Haus der Daniels eine Reichsflutsteuer-Hypothek lag, was den Verkauf wohl abermals erschwerte. Doch letztendlich konnte das Haus zum geschätzten Preis veräußert werden und die Entlassung aus der Haft bewirken.
Vor ihrer Deportation mussten die Daniels, wie andere Betroffene, eine Vermögenserklärung abgeben. Dazu gehörte zu bestätigen, dass eigenes Vermögen mit sofortiger Wirkung beschlagnahmt wurde. Jakob Daniel unterschrieb solch eine Erklärung am 26. November 1941. Knapp zwei Wochen später, am 11. Dezember 1941, wurden Jakob, Luise und Daniel Hans über den Krefelder Hauptbahnhof und einem Zwischenstopp im Hansa Haus zum städtischen Schlachthof in Düsseldorf transportiert. Von dort aus erfolgte die Deportation in das Ghetto in Riga. Hans Daniel starb dort im Alter von 20 Jahren im Laufe des Jahres 1942, wann ist unbekannt. Jakob Daniel soll nach Theresienstadt deportiert worden sein und dort 1943 den Tod gefunden haben. Luise Daniel endete im Konzentrationslager Stuffhof. Dort soll sie im Januar 1945 gestorben sein. Heute erinnern die Gedenkblätter der Internationalen Gedenkstätte Yad Vashem an die Familie Daniel. Ein Schulfreund von Hans, Helmut Freund, hatte solche Gedenkblätter für die gesamte Familie eingereicht. In Krefeld liegen in Erinnerung an die Daniels Stolpersteine vor dem Haus auf der Lindenstraße 9 in Krefeld.
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.