Georg
Hornstein
aus Düsseldorf
08.12.1900
Berlin
–
03.09.1942
Buchenwald
Georg Hornstein lebte mit seiner Familie in Düsseldorf an der Königsallee 86, wo seine Eltern, Leo und Hulda, 1902 ein Geschenkartikelgeschäft eröffnet hatten. Er hatte drei Geschwister, Luzie, Margarethe und Hans. 1918 nahm er als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er an der Handelshochschule in Köln und kehrte nach mehreren Auslandsaufenthalten wieder nach Düsseldorf zurück, um das Geschäft seines verstorbenen Vaters weiter zu betreiben. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, floh Georg Hornstein nach Amsterdam, wo er für die Firma Bijenkorff tätig war. Ab 1936 kämpfte er im spanischen Bürgerkrieg, zuletzt, nach einer schweren Verwundung, als Verbindungsoffizier des Generalstabs der Internationalen Brigaden zur republikanischen Regierung. Nach dem Ende des Bürgerkriegs flüchtete Georg Hornstein zurück in die Niederlande. Kurz nach dem deutschen Überfall wurde er verhaftet und im Januar 1942 an die Gestapo Düsseldorf überstellt. Ungeachtet der schweren Misshandlungen gab er unerschrocken an, als rechtlos gemachter Jude ganz bewusst in Spanien für seine Überzeugung und seine Lebensrechte gekämpft zu haben und dies bei Gelegenheit auch in Zukunft zu tun. Die Gestapo stufte ihn als gefährlichen Staatsfeind ein und überführte ihn im Mai 1942 in das KZ Buchenwald, wo er nur wenige Wochen später, am 3. September 1942, zu Tode geschunden war.
Literatur und Quellen:
Genger, Angela/ Hildegard Jakobs/Andrea Kramp: Stolpersteine – Stumbling Stones. Erinnerungen an Menschen aus Düsseldorf, Erkrath, Langenfeld, Mettmann, Monheim und Ratingen, Düsseldorf 2012.
Lustiger, Arno: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden in Europa, 1933-1945, Köln 1994.
Lustiger, Arno: Shalom Libertad! Juden im Spanischen Bürgerkrieg, Frankfurt/Main 1989, S. 233-236.
Schröder, Joachim: Spurensuche. Der jüdische Spanienkämpfer Georg Hornstein, in: Düsseldorfer Jahrbuch 87 (2017)
Auskünfte Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, 15.06.2016
Landesarchiv NRW R, RW 58/31385, RW 58/41305
Autor: Joachim Schröder
Georg Hornstein lebte mit seinen Eltern, Leo und Hulda Hornstein, und drei Geschwistern, Luzie, Margarethe und Hans, in Düsseldorf an der Königsallee 86, wo seine Eltern seit 1902 erfolgreich ein Geschenkartikelgeschäft führten. 1918 unterbrach er sein gerade aufgenommenes Studium an der Handelshochschule in Köln, und kämpfte noch einige Monate als Soldat im Ersten Weltkrieg. Das Studium setzte er danach fort und kehrte nach mehreren Auslandsaufenthalten in London, Buenos Aires und Paris wieder nach Düsseldorf zurück, wo er das Geschäft seines inzwischen verstorbenen Vaters übernahm.
Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, fasste Georg Hornstein den Entschluss, seine Heimat zu verlassen. Er bemühte sich vergeblich um eine Ausreise nach Übersee und ließ sich dann in Amsterdam nieder, wo er für die Firma Bijenkorff arbeitete, für deren Zentraleinkauf in Europa und Nordafrika er schon seit 1930 verantwortlich war. 1936 meldete er sich als Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg, wo er aufgrund seiner Kriegserfahrung als Offizier und Kompanieführer eingesetzt wurde. Nach einer schweren Verwundung bei den Kämpfen um Brunete und Madrid diente Georg Hornstein, der mehrere Sprachen fließend beherrschte, als Verbindungsoffizier des Generalstabs der Internationalen Brigaden in Albacete zur republikanischen spanischen Regierung.
Nach dem Ende des Bürgerkriegs in Spanien flüchtete Georg Hornstein zurück in die Niederlande und betrieb dort einen Lederwarenhandel. Als die deutsche Wehrmacht die Niederlande überfiel und besetzte, löste Hornstein sein Geschäft auf und versuchte ein weiteres Mal zu entkommen. Er wurde jedoch von der Sicherheitspolizei wegen „Devisenschmuggels“ verhaftet. Das Verfahren wurde zwar eingestellt, doch brachten die Beamten in Erfahrung, dass er bei den Internationalen Brigaden in Spanien tätig gewesen war und überstellten ihn im Januar 1942 an die Gestapodienststelle seiner Heimatstadt, nach Düsseldorf. So erging es allen deutschen Spanienkämpfern, derer die Polizei im besetzten Europa habhaft werden konnte.
In den folgenden Gestapo-Verhören, bei denen er schwer misshandelt wurde, weigerte er sich, Angaben über andere Spanienkämpfer zu machen. Stattdessen gab er unerschrocken an, in Spanien als von Nazideutschland rechtlos gemachter Jude ganz bewusst für seine Überzeugung und seine Lebensrechte gekämpft zu haben. Auch in Zukunft, so Georg Hornstein, würde er jede Gelegenheit hierzu nutzen. Der Gestapobeamte Reinhard Breder stufte Hornstein als gefährlichen Staatsfeind ein, er sei ein „fanatischer Gegner des nationalsozialistischen Deutschlands“, und beantragte Einweisung in ein Konzentrationslager. In der überlieferten Korrespondenz mit seiner Mutter Hulda Hornstein, die nach wie vor an der Königsallee 86 lebte, zeigte er sich zuversichtlich und versuchte, sie zu trösten. In Wahrheit dürfte er sich kaum Illusionen über sein weiteres Schicksal gemacht haben. Im Gefängnis besuchen durfte Hulda Hornstein ihren Sohn nicht.
Am 4. Mai 1942 wurde Georg Hornstein per Sammeltransport in das KZ Buchenwald eingeliefert und dort in Arbeitskommandos eingesetzt, in denen es so gut wie keine Überlebenschancen gab. Nur wenige Wochen später, am 3. September 1942, war der wehrlos gemachte jüdische Interbrigadist Georg Hornstein zu Tode geschunden. Seine 71jährige Mutter erhielt keine Nachricht mehr von seinem Tod. Sie war am 21. Juli 1942 vom städtischen Schlachthof gemeinsam mit 964 anderen jüdischen Männern, Frauen und Kindern in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden. Am 15. Mai 1944 wurde sie von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet. Die beiden Schwestern Georg Hornsteins, Margarete und Luzie, überlebten den Holocaust im Exil. Das Schicksal seines Bruders Hans, der Düsseldorf schon in den 1920er Jahren verließ, ist unbekannt. Vor dem Haus an der Königsallee 86 liegt heute ein Stolperstein, der an Hulda Hornstein erinnert.
Autor: Joachim Schröder