20.12.1874
Mülheim/Ruhr
–
1942
Treblinka
Richard Merländer wurde 1874 in Mülheim an der Ruhr als Sohn von Johanne Levy und Bendix Merländer, Inhaber eines Modegeschäfts, geboren. Richard hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns. 1905 gründete er in Krefeld mit Siegfried Strauß und Hermann Heymann den Seidenstoffgroßhandel „Merländer, Strauß & Co.“ mit Sitz im alten Sinn-Haus auf der Neusser Straße. 1923 ließ er den Bau seiner Villa auf der Friedrich-Ebert-Straße in Auftrag geben. 1925 zog er mit seiner Haushälterin und deren Angehörigen dort ein, ab 1928 wohnte auch sein Bruder Karl dort. Merländers Homosexualität war in seinem Umfeld bekannt, verfolgt wurde er von den Nazis allerdings vor allem als Jude. Während der Novemberpogrome überfiel die SA ihn und Karl in der Villa. Karl Merländer wurde misshandelt und starb kurze Zeit später an den Folgen des Übergriffs. 1938 musste Merländer die Firma im Rahmen der „Arisierung“ an seinen Prokuristen, Heinrich Baumeister, und Otto Rittershaus unter Wert verkaufen. 1941 zwang man ihn zum Umzug in ein „Judenhaus“ (Hubertusstraße 68). Am 25.7.1942 wurde er mit dem Transport VII/2 als Nr. 741 vom Düsseldorfer Schlachthof nach Theresienstadt deportiert. Da er als nicht mehr „arbeitsfähig“ galt, verschleppte man ihn mit dem Transport Bp. als Nr. 1321 am 21.9.1942 in das Vernichtungslager Treblinka, wo er vermutlich gleich nach der Ankunft ermordet wurde. Die „Villa Merländer“ dient heute als NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld.
Literatur und Quellen
Bundesarchiv (Hg.): Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Koblenz 1986, (https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de930092)
Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem (Hg.): Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer
(https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de&s_id=&s_lastName=Merl%C3%A4nder&s_firstName=&s_place=Krefeld&s_dateOfBirth=&cluster=true)
Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich (Hg.): Deportationsliste vom 25.07.1942, Düsseldorf nach Theresienstadt (https://www.statistik-des-holocaust.de/TT420725-22.jpg)
Terezin Initiative Institute, Opferdatenbank
(https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/24688-richard-merl-nder/)
Schupetta, Ingrid: Richard Merländer, Seidenhändler aus Krefeld. Nachforschungen über einen Unbekannten. Krefeld 2017. (https://docplayer.org/36346101-Richard-merlaender-seidenhaendler-aus-krefeld-nachforschungen-ueber-einen-unbekannten.html)
Transportkarte Ghetto Theresienstadt (https://collections.arolsen-archives.org/archive/5064451/?p=1&s=Merl%C3%A4nder&doc_id=5064451)
Geburtsdaten Bendix Merländer (www.steinheim-Institut.de)
Text: Dana Theußen
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.