Reinhard
Breder
aus Düsseldorf
02.02.1911
Steinhagen
–
22.10.2002
Köln
Stellvertretender Gestapochef in Düsseldorf, Angehöriger des KdS Minsk, Führer des Einsatzkommandos 2
Wie viele leitende Gestapobeamte war Reinhard Breder Jurist. Er war ein überzeugter Nationalsozialist, der schon 1933 in die SS eingetreten war. Nach dem Studium arbeitete er beim Sicherheitsdienst der SS. 1940 wechselte er zur Düsseldorfer Gestapo und stieg zu ihrem stellvertretenden Leiter auf. An der Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf war er maßgeblich beteiligt. Im Dezember 1942 wurde Breder zum „Osteinsatz“ nach Minsk kommandiert, wo er als Stellvertreter des Kommandeurs der Sicherheitspolizei an Kriegsverbrechen beteiligt war: Er leitete nach der Auflösung des Ghettos in Sluzk im Februar 1943 Massenexekutionen. Im März 1943 setzte Breder seine verbrecherische Tätigkeit als Leiter eines Einsatzkommandos fort, im September 1943 wurde er Gestapochef in Frankfurt/M. Nach dem Krieg wurde er kurzzeitig interniert, lebte nach seiner Entlassung in Winkel/Rhein und machte eine erfolgreiche Karriere als Finanzberater. Zwei Ermittlungsverfahren gegen den Regierungsrat a.D. wegen Kriegsverbrechen wurden eingestellt, ansonsten trat er in Prozessen lediglich als Zeuge in Erscheinung.
Literatur und Quellen:
Bundesarchiv Berlin, BDC, SSO-Akte
Angrick, Andrej u.a. (Hg.): Deutsche Besatzungsherrschaft in der UdSSR 1941-1945. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion, Darmstadt 2013, S. 505, 525 f.
Mallmann, Klaus-Michael/Andrej Angrick: Die Mörder sind unter uns. Gestapo-Bedienstete in den Nachfolgegesellschaften des Dritten Reiches, in: Dies. (Hg.): Die Gestapo nach 1945, Darmstadt 2009, S. 7-54.
Autor: Joachim Schröder
Regierungsrat Gestapo Düsseldorf, Angehöriger des KdS Minsk, Führer des Einsatzkommandos 2
Reinhard Breder wuchs in einer Beamtenfamilie in Steinhagen und Bielefeld auf. Ab 1931 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Königsberg, Göttingen und Hamburg. Politisch engagierte er sich im deutsch-nationalen Kyffhäuser Verband des Vereins Deutscher Studenten und war in Hamburg 1933 Vorsitzer der Studentenschaft. Schon im Mai 1933 trat er in die SS ein (sein Eintritt in die NSDAP folgte 1937). Nach Abschluss seines Studiums 1935 in Hamburg wurde er Gerichtsreferendar am Oberlandesgericht Hamm, später wechselte er zum SD-Oberabschnitt West in Düsseldorf. Von seinen SS-Vorgesetzten überaus günstig beurteilt, wurde er 1939 Stabsführer beim SD-Unterabschnitt Köln. Anfang 1940 kam er zur Gestapoleitstelle Düsseldorf, wo er im Alter von nur 30 Jahren zum stellvertretenden Leiter aufstieg, inzwischen befördert zum Regierungsrat (September 1942) und SS-Sturmbannführer (November 1942). Alle wesentlichen Anordnungen über die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf liefen über seinen Schreibtisch.
Im Dezember 1942 wurde Breder zum „Osteinsatz“ beim Kommandeur der Sicherheitspolizei in Minsk abkommandiert. Auch hier war er Stellvertreter des Kommandeurs und somit verantwortlich für die zahlreichen Verbrechen, die in diesem Zeitraum im Raum Minsk begangen wurden. So war Breder am 8./9. Februar 1943 maßgeblich an der Räumung des Ghettos in Sluzk bei Minsk und der Ermordung von 1.700 Juden beteiligt: Er leitete die Massenexekutionen an einer der beiden Erschießungsgruben. Im März 1943 wurde Breder Leiter des Einsatzkommandos 2, das ebenfalls Massenexekutionen an Juden und tatsächlichen wie vermeintlichen Partisanen verübte und zuletzt in Riga stationiert war. Im September 1943 wurde Breder als jüngster Dienststellenleiter des ganzen Reiches zur Gestapo nach Frankfurt/M. versetzt – hier verantwortete er die Verfolgung und Deportation der noch verbliebenen, in „Mischehen“ lebenden Juden. Kurz vor Kriegsende setzte er sich nach Norddeutschland ab, tauchte unter falschem Namen unter und erlebte das Kriegsende in einem Pfarrhaus in der Lüneburger Heide.
Ende 1946 wurde Breder enttarnt, von den US-Amerikanern festgenommen und in verschiedenen Internierungslagern festgehalten. Eine Spruchkammer reihte ihn im April 1949 in die Gruppe der „Belasteten“ ein, so dass er nicht, wie angestrebt, eine Rechtsanwaltskanzlei eröffnen konnte. Er übte zunächst verschiedene Aushilfstätigkeiten aus und stieg dann ins Bankgeschäft ein. 1951 stand er ein erstes Mal wegen der Erschießung von Plünderern 1944 in Frankfurt vor Gericht, wurde aber freigesprochen. Beruflich war der Regierungsrat a.D. Reinhard Breder als Finanzberater und Herausgeber eines wirtschafts- und finanzpolitischen Informationsblattes erfolgreich und trat in den folgenden Jahren noch mehrmals als Zeuge in Kriegsverbrecherprozessen in Erscheinung, so im Prozess gegen den Frankfurter „Judenreferenten“ (als dessen ehemaliger Vorgesetzter) und im Prozess gegen Georg Heuser, den ehemaligen Gestapochef Minsk. 1963 wurde Breder kurzzeitig festgenommen, als wegen Kriegsverbrechen in Minsk gegen ihn ermittelt wurde. Doch nach einem Jahr wurde der Haftbefehl aufgehoben, das Ermittlungsverfahren weitere zwei Jahre später eingestellt. Gesundheitlich angeschlagen, trat er 1987 (nach einem zweiten Herzinfarkt) in den Ruhestand, den er immerhin noch 15 Jahre in Freiheit genießen konnte.
Autor: Joachim Schröder