Regina
Wolff
aus Düsseldorf
14.04.1890
Aurich
–
1941
Minsk
Regina Wolff wurde in Aurich als erste Tochter der Familie Wolff geboren, sie hatte noch drei Geschwister: Marianne, Auguste und Ino. Ihr Vater arbeitete als Schlachter. Regina arbeitete bis zu ihrer Hochzeit mit Benjamin Wolff, der ebenfalls Metzger war, als Hausmädchen. Sie zog zu ihrem Mann in das Haus seiner Familie in der Marktstraße 2 in Aurich. Hier spielte sich ab jetzt der Lebensmittelpunkt der Familie ab und hier wuchsen ihre drei Kinder Karoline, Fanni und Selma auf. Am 9.11.1938 holten SA-Männer die Familie aus ihrem Haus, quälten und misshandelten sie, ihr Haus wurde verwüstet und geplündert. Regina durfte am nächsten Tag in ihr zerstörtes Haus zurückkehren, ihr Mann wurde für sechs Wochen im KZ Sachsenhausen festgehalten. Während ihre drei Kinder Aurich schon in den Jahren zuvor verlassen hatten, gehörten Regina und ihr Mann zu den letzten verbliebenen jüdischen Bürgern in der Stadt. Am 27.2.1940 zogen sie dann nach Düsseldorf. Hier wohnen sie in der Steinstraße 33, einem „Judenhaus“, bis sie sich am 9.11.1941 am Düsseldorfer Schlachthof einfinden mussten. Am nächsten Tag wurden sie in das Ghetto Minsk deportiert, wo sich die Spuren von Regina und Benjamin verlieren.
Literatur und Quellen:
Reyer, Herbert: Juden in Aurich. In: Obenaus, Herbert (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein Verlag, 2005, S. 3-28
Schulze-Rodenberg, Irmtraut/Hans-Jürgen Westermayer: Benjamin “Benno“ Wolff. Online: https://stolpersteineaurich.wordpress.com/1914/12/26/benjamin-benno-wolff/ [16.03.2016]
Schulze-Rodenberg, Irmtraut/Hans-Jürgen Westermayer: Regina Wolff, geb. Wolff. Online: https://stolpersteineaurich.wordpress.com/1914/12/26/regina-wolff-geb-wolff/ [16.03.2016]
Lübbers, Günther/Brigitte Junge: Das Ellernfeld. Online: http://www.museum-aurich.de/fileadmin/user_upload/museum_aurich/Bilder/Gedenktafel_Ellernfeld_D-NL_20_07_2015.pdf [16.03.2016]
Stadtarchiv Düsseldorf, 1-4-12317, Bl. 16 (Nachweisungen der „ausreisenden“ Juden und deren Wohnungen)
Autorin: Jasmin König
Regina Wolff wurde am 14.4.1890 in Aurich als erstes Kind von Wolff Levy Wolff und seiner Frau Fanni Jakob geboren. In den nächsten Jahren bekam Regina noch zwei kleine Schwestern, Marianne und Auguste sowie einen kleinen Bruder Ino. Ihr Vater arbeitete als Schlachter. Regina arbeitete als Hausmädchen bis sie 29 war, dann heiratete sie Benjamin Wolff. Auch er war Sohn eines Metzgers und gehörte ebenfalls der jüdischen Gemeinde in Aurich an. Sie zog mit ihm in das Haus seiner Familie, in der sich auch Benjamins Schlachterei befand.
Nach ihrer Hochzeit bekamen die Beiden drei Kinder. 1920 erblickte Karoline das Licht der Welt, 1921 ihre Schwester Fanni und zuletzt wurde 1923 Selma geboren. Die Geschäfte der Familie liefen gut und sie konnten sich die Hilfe von Hausangestellten leisten. Doch 1933 mussten sie ihre Haushaltshilfen entlassen, als jüdischer Familie war es ihnen nicht mehr erlaubt Nicht-Jüdinnen anzustellen. Auch Bennos Geschäfte wurden immer weiter eingeschränkt, er musste aus der Fleischer-Zwangsinnung austreten und durfte nicht mehr nach jüdischem Ritus schlachten.
Anscheinend spürte die Familie deutlich, dass die Situation in Aurich für sie immer schwieriger wurde. Denn nach und nach zogen die Töchter der Familie weg. Die Älteste, Karoline, zog 1936 nach Wuppertal-Elberfeld. Fanni ging 1937 als Hausangestellte einer jüdischen Familie nach Mannheim, doch ihre Arbeitgeber wanderten 1939 nach Tel Aviv aus. Danach kehrte sie zuerst nach Aurich zurück, ging dann jedoch im Juni 1939 in das Hachschara-Lager „Gut Winkel“ bei Spreenhagen in der Mark Brandenburg, um einen landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen und sich so auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Die Jüngste, Selma, zog 1938 nach Mannheim. Vermutlich haben alle drei Töchter im Ausland überlebt.
Während viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde aus Aurich wegzogen, blieb das Ehepaar Wolff in der Stadt. So mussten auch sie die Novemberpogrome 1938 dort miterleben. Die Synagoge der Gemeinde wurde in Flammen gesetzt, alle jüdischen Bürger aus ihren Häuser geholt. Während sie eine Nacht in der so genannten „Bullenhalle“ verbringen mussten, wurden ihre Wohnungen verwüstet und geplündert. Regina kehrte am nächsten Tag in ihr Haus zurück, doch Benno wurde in das KZ Sachsenhausen deportiert. Von dort kam er sechs Wochen später zurück, doch er durfte seinen Betrieb nicht weiter aufrechterhalten.
Ein Jahr später, Anfang des Jahres 1940 wurden die jüdischen Bürger der Region aufgerufen, wegzuziehen. Ostfriesland sollte „judenfrei“ werden. Regina zog gemeinsam mit ihrem Mann, ihrer Schwester und ihrem Schwager nach Düsseldorf. Gemeinsam mit Benno wohnte sie in Düsseldorf in einem „Judenhaus“ in der Steinstraße 33. Sie gehörten zuvor zu den letzten verbliebenen jüdischen Bürgern in Aurich. Am 9. November 1941 musste sich das Ehepaar auf Anordnung der Gestapo am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einfinden. Am nächsten Tag wurden sie in das Ghetto Minsk deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.
Autorin: Jasmin König