11.10.1902
Antwerpen
–
12.01.1977
Düsseldorf
Nordrhein-westfälischer Justizminister Josef Neuberger, in Düsseldorf aufgewachsen, war Jurist und engagierter Sozialdemokrat. Seit 1932 arbeitete er als Anwalt in Düsseldorf, doch 1933 schlossen ihn die Nationalsozialisten aus der Anwaltskammer aus. In der Pogromnacht am 9./10.11.1938 schwer misshandelt, emigrierte er mit seiner Frau Ilse nach Palästina. Den Lebensunterhalt in der Emigration sicherte vor allem seine Frau, indem sie eine kleine Pension betrieb. Gegen ihren Willen kehrte Neuberger 1950 nach Düsseldorf zurück, wo er als Rechtsanwalt arbeitete. Ilse kam 1952 nach, die beiden Söhne blieben in Israel. Neuberger half Überlebenden bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche auf Entschädigung und war Nebenkläger im Treblinka- und Sobibór-Prozess. Für die Stadt Düsseldorf wehrte er erfolgreich überhöhte Versorgungsansprüche ehemaliger Nationalsozialisten (wie des früheren Schlachthofdirektors Henjes) ab. Vor allem machte er politisch Karriere: er wurde 1956 Stadtrat, 1959 Abgeordneter des Landtags und Vorsitzender der Düsseldorfer SPD. Von 1966 bis 1972 amtierte er als nordrhein-westfälischer Justizminister. Zugleich engagierte er sich in der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde, die seit 1991 Persönlichkeiten, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben, mit der Josef-Neuberger-Medaille ehrt.
Literatur und Quellen:
Mauss, Susanne: „Nicht zugelassen“. Die jüdischen Rechtsanwälte im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf 1933-1945, Essen 2013
Röder, Werner/Herbert Strauss (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschen Emigration nach 1933. Bd. 1 (Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben), München 1980, S. 525 f.
Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf: Zur Erinnerung an Ilse Neuberger, Düsseldorf 2000
Schmalhausen, Bernd: Josef Neuberger (1902-1977). Ein Leben für eine menschliche Justiz, Baden-Baden 2002
Text: Joachim Schröder
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.