Dr.
Hermann
Lutter
aus Düsseldorf
26.10.1892
Drabenderhöhe
–
08.09.1976
Usseln
Schlachthofdirektor (1939-1945)
Lutter war ein Veterinärmediziner aus dem Oberbergischen Kreis und trat schon 1929 in die NSDAP ein. Nach deren Machtübernahme wurde er Bürgermeister in Bielstein, 1936 Kreisleiter der NSDAP im Oberbergischen Kreis. Seit 1939 war Lutter Direktor des städtischen Schlachthofs. Sämtliche Deportationen wurden in seiner Amtszeit organisiert. Nach dem Krieg wurde er auf Anordnung der Alliierten entlassen und zwei Jahre interniert. In seinem Entnazifizierungsverfahren gab er an, dass die Deportationen auf Anordnungen der Gestapo erfolgt seien. Der Ausschuss würdigte Lutter in seinem Urteil vom am 4.7.1949 als „Mann mit besonders guten Eigenschaften und Charakterstärke“ und stufte ihn als „Mitläufer“ (Gruppe IV) ein. Beim Schlachthof wurde er aber nicht mehr weiter beschäftigt.
Quellen:
Stadtarchiv Düsseldorf, 0-1-5-83138 (Personalakte)
Landesarchiv NRW R, 1002-AD 73613
Autor: Joachim Schröder
Schlachthofdirektor (1939-1945)
Lutter war ein Veterinärmediziner aus dem Oberbergischen Kreis und überzeugter Nationalsozialist. 1912 begann er ein Studium der Nationalökonomie in Bonn, wechselte dann aber nach Gießen und später nach München, um Veterinärmedizin zu studieren. Während des Ersten Weltkriegs war er Soldat. Sein Studium beendete er 1920 in Gießen. Anschließend ließ er sich als Tierazrt in seiner Heimat nieder und heiratete die Landwirtstochter Elfriede Holländer, mit der er fünf Kinder hatte. Der NSDAP trat Lutter bereits 1929 bei. Nach deren Machtübernahme wurde er zunächst ehrenamtlicher, dann 1935 hauptamtlicher Bürgermeister in Drabenderhöhe. Seit April 1936 bekleidete er das Amt des Kreisleiters der NSDAP im Oberbergischen Kreis und unterhielt beste Verbindungen zur Gauleitung in Köln. Im Dezember 1939 wurde Lutter Direktor des städtischen Schlachthofs. Sämtliche Deportationen wurden in seiner Amtszeit organisiert.
Über seine Amtsführung liegen widersprüchliche Aussagen vor. In seinem Entnazifizierungsverfahren bescheinigten ihm einige Mitarbeiter, die im Schlachthof eingesetzten sowjetischen Zwangsarbeiter gut behandelt zu haben. Auch setzte er sich für einen Mitarbeiter ein, der aus politischen Gründen in das Visier der Gestapo geraten war. Dass er dem NS-Regime „kritisch“ gegenübergestanden habe, wie ihm ebenfalls bescheinigt wurde, ist allerdings auszuschließen. Die Leitung eines solchen kriegswichtigen Betriebes wurde nur absolut zuverlässigen Nationalsozialisten übertragen.
Nach dem Krieg wurde er auf Anordnung der Alliierten entlassen und zweieinhalb Jahre im Internierungslager Eselsheide bei Paderborn festgehalten. Er bemühte sich 1949 um seine Wiedereinstellung am Schlachthof, doch sowohl der Betriebsrat wie der Personalrat lehnten seine Weiterbeschäftigung ab. In seinem Entnazifizierungsverfahren (Juni 1949) wurde er zu seiner Rolle bei den Deportationen befragt. Er gab an, dass er sie nicht habe verhindern können. Sein Vorgesetzter, Stadtdirektor Christian Mikkelsen, habe ihm gesagt, dass sie auf Anordnung der Gestapo erfolgen würden und dagegen nichts unternommen werden könne. Im Verfahren bezeichnete er die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung als einen „Schandfleck der Partei“. Er wurde trotz seiner NSDAP-Funktionen als „Mitläufer“ (Gruppe IV) eingestuft, vor allem wegen der positiven Zeugnisse mehrerer Schlachthofmitarbeiter. Anstelle der Weiterbeschäftigung erhielt er einen Teil seines Ruhegehaltes. Sein weiterer Lebensweg ist unbekannt.
Autor: Joachim Schröder