31.12.1898
Mülheim/Ruhr
–
1942
Izbica
Fritz Kann, von Beruf Kaufmann, war der jüngste Sohn des Metzgermeisters Simon Kann und seiner Ehefrau Lina (geb. Elias) aus Mülheim an der Ruhr. Die Familie lebte in der Hindenburgstraße 73, in der Simon Kann eine Metzgerei betrieb. Fritz Kann heiratete 1927 die aus Düsseldorf stammende Christine Kremer, die nicht jüdisch, sondern evangelisch war. Das Paar lebte in der Pionierstraße 55 in Düsseldorf und bekam zwei Kinder, Albert und Horst. Die Ehe wurde im April 1941 geschieden, ob unter dem Druck der nazistischen „Rassegesetze“, oder weil die Ehe gescheitert war, ist ungewiss. Fritz Kann musste ab dem 3.5.1940 in Zwangsunterkünften („Judenhäusern“) leben: zunächst in der Schützenstraße 36, ab 1941 in der Düsseldorfer Straße 16 in Mülheim an der Ruhr. Dort unterhielt er bald eine Beziehung mit Liselotte Freund, mit der er im Januar 1942 erneut umzog (Scharpenberg 42). Hier wurde ihr gemeinsamer Sohn Denny Freund geboren. Am 21.4.1942 wurden Fritz Kann und Liselotte Freund gemeinsam mit dem gerade geborenen Sohn Denny sowie Fritz Kanns Schwester Jeanette und seinem Neffen Hans-Josef zum Düsseldorfer Schlachthof gebracht. Am folgenden Tag wurden sie in das Transitghetto Izbica bei Lublin deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren. Vermutlich wurden sie in den nahe gelegenen „Vernichtungslagern“ Sobibór oder Bełżec ermordet.
Literatur und Quellen:
Auskunft Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Meldeunterlagen
Arolsen Archives, 1.2.1.1. (Deportationsliste Transport 22.4.1942 Ghetto Izbica)
Text: Joachim Schröder
Fritz Kann, von Beruf Kaufmann, war der jüngste Sohn des Metzgermeisters Simon Kann und seiner Ehefrau Lina (geb. Elias) aus Mülheim an der Ruhr und hatte vier Geschwister: Jeanette, Selma, Max und Albert. Zwei weitere Geschwister, Hermann und Gustav, starben noch als Kleinkinder. Die Familie lebte in der Hindenburgstraße 73, in der Simon Kann eine Metzgerei betrieb. Fritz Kann heiratete 1927 die aus Düsseldorf stammende Christine Kremer, die nicht jüdisch, sondern evangelisch war. Das Paar lebte in der Pionierstraße 55 in Düsseldorf und bekam zwei Kinder, Albert und Horst. Die Ehe wurde im April 1941 geschieden, ob unter dem Druck der nazistischen „Rassegesetze“, oder weil die Ehe gescheitert war, ist ungewiss.
Fritz Kann musste am 3.5.1940 in das „Judenhaus“ in der Schützenstraße 36 in Düsseldorf ziehen. Am 1.10.1941 kehrte er nach Mülheim an der Ruhr zurück, wo er zunächst in der Düsseldorfer Straße 16, einem „Judenhaus“, unterkam. Er unterhielt bald eine Beziehung mit Liselotte Freund, mit der er ab dem 24.1.1942 in einem anderen „Judenhaus“, Scharpenberg 42, lebte. Hier wurde ihr gemeinsamer Sohn Denny Freund geboren. Am 21.4.1942 wurden Fritz Kann und Liselotte Freund gemeinsam mit dem gerade geborenen Sohn Denny sowie Fritz Kanns Schwester Jeanette und seinem Neffen Hans-Josef zum Düsseldorfer Schlachthof gebracht. Am darauffolgenden Tag wurden sie in das Transitghetto Izbica bei Lublin deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren. Vermutlich wurden sie in den nahe gelegenen „Vernichtungslagern“ Sobibór oder Bełżec ermordet.
Fritz Kanns Mutter, seine Schwester Selma und seine Brüder Max und Albert hatten schon in den 1930er Jahren nach Argentinien emigrieren und damit die Shoah überleben können. Fritz Kanns frühere Ehefrau Christine heiratete kurz nach der Trennung Johann Kolvenbach, mit dem sie am 13.1.1943 ein drittes Kind bekam, Hans Jürgen. Auch Horst und Albert Kann, die nach den Nürnberger „Rassegesetzen“ als „Mischlinge“ galten, konnten die Shoah überleben. Horst Kann ging nach dem Krieg zur französischen Fremdenlegion - das letzte Lebenszeichen war eine Karte an seine Brüder von 1960 aus Auch (bei Toulouse), wo er einige Jahre später verstarb. Albert Kann blieb in Düsseldorf, sein Verbleib nach 1984 ist unbekannt.
Das Schicksal von Fritz Kann, dem ersten Ehemann seiner Großmutter, inspirierte den Regisseur Marcel Kolvenbach zu seinem biografischen Dokumentarfilm: „Auf der Suche nach Fritz Kann“ (2022).
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.