Dr.
Bernhard
Wehner
aus Düsseldorf
15.12.1909
Jena
–
31.12.1995
Düsseldorf
Chef der Düsseldorfer Kriminalpolizei (1954-1970)
Wehner stammte aus einer Beamtenfamilie und wurde Jurist. Der überzeugte Nationalsozialist (1931 NSDAP und SA) wurde 1934 Rechtsberater der „Deutschen Arbeitsfront“ in Hamborn, wechselte aber zur Kriminalpolizei und besuchte 1936/37 den Kommissarlehrgang in der Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg. 1940 kam er zum Reichssicherheitshauptamt und wurde Leiter der „Reichszentrale zur Bekämpfung von Kapitalverbrechen“. Wehner war Leiter mehrerer wichtiger Sonderkommissionen und gehörte zur Elite der NS-Kriminalisten. Der SS trat er spät bei (1942) und brachte es dort zum SS-Hauptsturmführer. Nach dem Krieg kurzzeitig interniert (bis 1946), prägte er in einer Artikelserie über Arthur Nebe, den NS-Kripochef, das Bild der im NS-Staat „sauberen“ und unpolitischen Kriminalpolizei. Als „unbelastet“ entnazifiziert, kehrte er 1951 in den Polizeidienst zurück. Der mit seinen ehemaligen Kameraden bestens vernetzte Wehner wurde 1954 Chef der Düsseldorfer Kriminalpolizei und blieb dies bis zu seiner Pensionierung. Seit 1967 war er außerdem Schriftleiter der einflussreichsten deutschen kriminalpolizeilichen Fachzeitschrift „Kriminalistik“ (von 1975-1986 auch ihr Herausgeber). Wehner war eine der Schlüsselfiguren bei der Wiederbesetzung der nordrhein-westfälischen Polizei mit NS-belasteten Beamten und schreckte auch nicht davor zurück, schwer belastete Beamte wie seinen langjährigen Stellvertreter Schulz-Isenbeck zu decken.
Literatur und Quellen:
Landesarchiv NRW R, HSA-Pe 7299
Bundesarchiv, BDC, SSO-Akte
Burchard, Ansgar: Sauber, unpolitisch und professionell!? Das „veröffentlichte“ Bild der Kriminalpolizei des Dritten Reiches in Westdeutschland am Beispiel der Publikationen Bernhard Wehners zwischen 1949 und 1989, Masterarbeit (Hochschule der Polizei) Münster 2013
Noethen, Stefan: Alte Kameraden und neue Kollegen. Polizei in Nordrhein-Westfalen 1945-1953, Essen 2002
Steinhilper, Gernot: Eine Institution ist von uns gegangen. Nachruf auf Dr. Bernhard Wehner, in: Kriminalistik 50 (1996), S. 50 f.
Wagner, Patrick: Die Resozialisierung der NS-Kriminalisten, in: Ulrich Herbert (Hg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945–1980, Göttingen 2002, S. 179-213
Wagner, Patrick: Hitlers Kriminalisten. Die deutsche Kriminalpolizei und der Nationalsozialismus zwischen 1920 und 1960, München 2002
Autor: Joachim Schröder
Chef der Düsseldorfer Kriminalpolizei (1954-1970)
Wehner, seit Ende der 1920er im Ruhrgebiet wohnhaft, stammte aus einer Beamtenfamilie und wurde Jurist. Er wurde ein überzeugter Nationalsozialist und trat schon 1931 der NSDAP und der SA bei. 1934 arbeitete er als Rechtsberater der „Deutschen Arbeitsfront“ in Hamborn, promovierte 1935 und trat als Kriminalkommissar-Anwärter in den Dienst der Essener Polizei. Nach Besuch des Kommissarlehrgangs in der Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg (1936/37) wechselte er zur Berliner Kriminalpolizei, wo er rasch Karriere machte. 1940 folgte die Versetzung zum Reichssicherheitshauptamt (Amt V: Kriminalpolizei), wo er zum Leiter der „Reichszentrale zur Bekämpfung von Kapitalverbrechen“ aufstieg – er gehörte zur Elite der NS-Kriminalisten. Der SS trat Wehner spät bei (1942) und brachte es dort zum SS-Hauptsturmführer (nach anderen Quellen: SS-Sturmbannführer).
Wehner wurde mit mehreren Sonderkommissionen betraut. Er untersuchte u.a. den „Bromberger Blutsonntag“ (und fälschte in propagandistischer Absicht die Zahl der von Polen ermordeten „Volksdeutschen“) sowie die Attentate auf Heydrich (1942) und Hitler (Juli 1944). Ermittlungen führten ihn in die besetzten Gebiete und auch in das KZ Buchenwald gegen den berüchtigten KZ-Kommandanten Koch, wo er Zeuge der dort praktizierten, grausamen medizinischen Experimente an Häftlingen wurde, die er nach späteren Angaben nicht verhindern konnte.
Bei Kriegsende wurde er in Salzburg festgenommen und von den Briten bis 1946 interniert. Danach arbeitete er als Kraftfahrer, fand aber Kontakt zum „Spiegel“ und publizierte dort eine Artikel-Serie über Arthur Nebe, den Kripochef des NS-Staates. Hier prägte und propagierte er das Bild der im NS-Staat „sauberen“ und unpolitischen Kriminalpolizei – dieser Mythos wurde erst in den 1990er Jahren v.a. durch die Forschungen des Historikers Patrick Wagner zerstört. Im Januar 1951 wurde Wehner vom Entnazifizierungsausschuss in Braunschweig als „unbelastet“ (Kategorie V) eingestuft, am 1. August 1951 wurde er bei der Dortmunder Polizei wieder eingestellt, zunächst als Kriminalpolizei-Oberinspektor. Doch er wurde rasch wieder befördert, wurde 1954 Chef der Düsseldorfer Kriminalpolizei und blieb dies bis zu seiner Pensionierung. Ermittlungen wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe, für die Einweisung von Beschuldigten in Konzentrationslager verantwortlich gewesen zu sein, wurden ergebnislos eingestellt.
Mit seinen ehemaligen Kameraden von der Charlottenburger Polizeischule, die in den 1950er/1960er Jahren sämtliche Leitungsfunktionen in der nordrhein-westfälischen Kriminalpolizei besetzten, war er bestens vernetzt. Seit 1967 war Wehner außerdem Schriftleiter der einflussreichsten deutschen kriminalpolizeilichen Fachzeitschrift „Kriminalistik“ (von 1975-1986 auch ihr Herausgeber). Ähnlich wie Fritz Weber, Kripo-Referent im NRW-Innenministerium, war Wehner eine der Schlüsselfiguren bei der Wiederbesetzung der nordrheinwestfälischen Polizei mit NS-belasteten Beamten und schreckte auch nicht davor zurück, schwer belastete Beamte wie seinen langjährigen Stellvertreter Kurt Schulz-Isenbeck zu decken.
Autor: Joachim Schröder