Benjamin
Wolff
aus Düsseldorf
05.02.1883
Aurich
–
1941
Minsk
Benjamin („Benno“) Wolff war das zweite Kind einer Großfamilie mit neun Kindern. Die Eltern Samuel und Caroline betrieben eine Metzgerei, in der auch Benno arbeitete, nachdem er den Beruf erlernt hatte. 1919 heiratete er Regina Wolff, die wie er aus einer Metzgerfamilie kam und als Hausmädchen arbeitete. Sie wurden Eltern von drei Kindern: Karoline, Fanni und Selma. Einschränkungen erlebte Benno bereits ab 1933, doch 1938 wurde die Situation für die Familie noch schlimmer: Während der Novemberpogrome wurde in Aurich die Synagoge in Flammen gesetzt. Alle jüdischen Familien wurden aus ihren Häusern geholt und in die „Bullenhalle“ gebracht. In der Nacht wurden sie dort festgehalten, misshandelt, gequält und gedemütigt. SA-Männer und Auricher Bürger verwüsteten die Häuser der Festgehaltenen und plünderten ihren Besitz. Am 11.11.1938 wurde Benno in das KZ Sachsenhausen deportiert und erst am 17.12.1938 entlassen. Im Jahr 1940 wurden die jüdischen Bürger Aurichs gezwungen, Ostfriesland zu verlassen. Gemeinsam mit Reginas Schwester und ihrem Mann zog das Ehepaar Wolff im Februar nach Düsseldorf, wo Regina und Benno in einem „Judenhaus“ in der Steinstraße 33 wohnen mussten. Am 9.11.1941 mussten sie sich am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einfinden. Am folgenden Tag wurden sie in das Ghetto Minsk deportiert, wo sie ihre Spuren verlieren.
Literatur und Quellen:
Lübbers, Günther; Junge, Brigitte: Das Ellernfeld. Online abrufbar unter: http://www.museum-aurich.de/fileadmin/user_upload/museum_aurich/Bilder/Gedenktafel_Ellernfeld_D-NL_20_07_2015.pdf [zuletzt abgerufen am 16.03.2016]
Reyer, Herbert: Juden in Aurich. In: Herbert Obenhaus (Hg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005
Schulze-Rodenberg, Irmtraut: Benjamin „Benno“ Wolff, online abrufbar unter: https://stolpersteineaurich.wordpress.com/1914/12/26/benjamin-benno-wolff/ [zuletzt abgerufen am 03.08.2016]
Schulze-Rodenberg, Irmtraut: Regina Wolff, geb. Wolff, online abrufbar unter: https://stolpersteineaurich.wordpress.com/1914/12/26/regina-wolff-geb-wolff/ [zuletzt abgerufen am 03.08.2016]
Autorin: Jasmin König
Am 5. Februar 1883 wurde Benjamin Wolff – genannt Benno – in der Kleinstadt Aurich geboren. Er war das zweite Kind, ein Geschwisterkind war zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Welt, sieben weitere folgten. Seine Eltern, Samuel und Caroline Wolff (geborene Löwenthal), betrieben eine Metzgerei. Sie wohnten in der Innenstadt in einem Haus, das der Familie gehörte. Später überschrieb Samuel das Haus an Benno. Auch er erlernte den Beruf des Schlachters und arbeitete in der Metzgerei. 1919 heiratete er Regina Wolff. Auch sie kam aus einer Metzgerfamilie, arbeitete als Hausmädchen. Die beiden wurden Eltern von drei Kindern. 1920 erblickte Karoline das Licht der Welt, 1921 folgte Fanni und im Jahr 1923 wurde Selma geboren. 1929 verstarb ihr Großvater Samuel, der bis zuletzt mit der Familie unter einem Dach gelebt hatte.
Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten änderte sich vieles für die Familie. Benno musste aus der Fleischer-Zwangsinnung austreten und durfte keine Lehrlinge mehr ausbilden, das Schlachten nach jüdischem Ritus wurde verboten, die Familie musste ihr Hausmädchen entlassen, da sie Christin war. Das Leben der Familie wurde immer weiter eingeengt.
Anscheinend spürte die Familie deutlich, dass die Situation in Aurich für sie immer schwieriger wurde. Denn nach und nach zogen die Töchter der Familie weg. Die Älteste, Karoline, zog 1936 nach Wuppertal-Elberfeld. Fanni ging 1937 als Hausangestellte einer jüdischen Familie nach Mannheim, doch ihre Arbeitgeber wanderten 1939 nach Tel Aviv aus. Danach kehrte sie zuerst nach Aurich zurück, ging dann jedoch im Juni 1939 in das Hachschara-Lager „Gut Winkel“ bei Spreenhagen in der Mark Brandenburg, um einen landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen und sich so auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Die Jüngste, Selma, zog 1938 nach Mannheim. Vermutlich haben alle drei Töchter im Ausland überlebt.
Im November 1938 wurde die Situation noch deutlich schlimmer. Während des Pogroms am 9. November wurde in Aurich die Synagoge in Flammen gesetzt. Alle jüdischen Familien wurden aus ihren Häusern geholt und in die „Bullenhalle“ gebracht, so auch Benjamin und Regina. In der Nacht wurden sie dort festgehalten, misshandelt, gequält und gedemütigt. Auricher Bürger verwüsteten währenddessen die Häuser der Festgehaltenen und plünderten ihren Besitz. Regina durfte am nächsten Morgen nach Hause gehen, doch Benjamin wurde gemeinsam mit den anderen Männern aus der Stadt durch Aurich auf das Ellernfeld getrieben. Hier mussten sie, bewacht von SA Männern, Schubkarren im Kreis schieben und Kniebeugen machen und wurden misshandelt. Auricher Bürger schauten zu und feuerten die SA an. Nachdem sie eine weitere Nacht in der „Bullenhalle“ verbringen mussten, wurden die Männer am 11. November über Oldenburg in das KZ Sachsenhausen deportiert. Unter den Deportierten war auch der Mann von Benjamins Schwägerin, Hugo. In Sachsenhausen wurden sie sechs Wochen festgehalten. Die Familien wussten nicht, wann und ob die Männer zurückkommen würden. Am 17. Dezember kehrte Benjamin zurück nach Aurich zu seiner Frau. Doch lange konnten sie dort nicht mehr bleiben.
1940 wurden die jüdischen Bürger in Aurich gezwungen Ostfriesland zu verlassen. Gemeinsam mit Reginas Schwester und ihrem Mann zog das Ehepaar Wolff im Februar nach Düsseldorf, Regina und Benno wohnten in der Steinstraße 33. Am 9. November 1941 wurden sie dazu aufgefordert sich am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einzufinden. Von dort wurden sie am nächsten Morgen in das Ghetto Minsk deportiert. Regina und Benno überleben das Ghetto nicht.
Autorin: Jasmin König