12.01.1898
Haan
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Riga
Arthurs Familie betrieb eine Metzgerei in Gruiten, die bereits seit einigen Generationen in Familienhand lag. Er wuchs gemeinsam mit vier Geschwistern auf: Hugo, Walter, Ernestine und Max. Arthur bekam infolge einer Polioinfektion in seiner Kindheit eine schwere Behinderung, seine Beine wurden durch die Infektion deformiert. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk und eröffnete im Haus der Eltern eine eigene Werkstatt, während sein Bruder Walter die Metzgerei der Eltern übernahm. Beide blieben in ihrem Elternhaus wohnen. Schon bald spürten sie die Folgen der NS-Herrschaft. Während der Novemberpogrome im Jahr 1938 griffen SA-Männer und andere Bürger der Stadt um 2 Uhr nachts auch ihr Haus an. Sie verwüsteten die Metzgerei, drohten das Haus anzuzünden und bestahlen die Familie. Arthur beleidigten und misshandelten sie, bis er stark am Kopf blutete, und ließen ihn in dem verwüsteten Haus zurück. Nach dem Krieg stellte Arthurs Schwägerin Anzeige gegen die Beteiligten der Aktion, deren Namen sie kannte. Doch dies sollte Arthur nicht mehr miterleben. Am 10.12.1941 musste er sich am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einfinden, am nächsten Tag wurde er ins Rigaer Ghetto deportiert. Arthur hat den Holocaust nicht überlebt. Literatur und Quellen: Koch-Mehrin, Udo: Chronik der jüdischen Familien in Gruiten/Rhld. in der NS-Zeit 1933-1945, Gruiten 2012 (Eigenverlag) Koll, Reinhard: Auswirkungen der „Kristallnacht“ in Haan und Gruiten. Judenverfolgung: Auswertung von Gerichtsakten und Befragungen von Zeitzeugen. Haan 2006 (Beiträge zur Lokalgeschichte, Bd. 2) Lekebusch, Sigrid: Not und Verfolgung der Christen jüdischer Herkunft im Rheinland 1933-1945. Darstellung und Dokumentation, Köln 1995 (Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte; 117) Stadtarchiv Haan, Meldekartei Haan I Stadtarchiv Haan, Bestand G 154 Autorin: Jasmin König
Arthur Kussels Familie betrieb eine Metzgerei, die sich bereits seit einigen Generationen in Familienhand befand. Sie lag in einem historischen Haus in der Mitte des Dorfes. Die Familie wohnte in demselben Haus. Er wuchs gemeinsam mit vier Geschwistern auf, Hugo, Walter, Ernestine und Max. Arthur bekam in Folge einer Polioinfektion in seiner Kindheit eine schwere Behinderung. Seine Beine wurden durch die Infektion deformiert. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk und eröffnete im Haus der Eltern eine eigene Werkstatt. Sein Bruder Walter übernahm die Metzgerei der Eltern. Die Beiden blieben in ihrem Elternhaus wohnen, auch ihre Tante wohnte dort bis zu ihrem Tod. Vater Hermann verstarb Anfang der 1930er Jahre, seine Frau wenige Jahre später. 1934 heiratete Arthurs Bruder Walter, 1935 kam Arthurs Neffe zur Welt. Sie lebten nun mit mehreren Generationen in ihrem Haus und galten als beliebte Familie. Doch auch sie spürten die Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Jahr 1938 wurden auch sie während der Novemberpogrome angegriffen. Um zwei Uhr nachts tauchte eine Gruppe von SA-Männern, aber auch andere Bürger der Stadt am Haus der Kussels auf. Sie verschafften sich gewaltsam Eingang und stürmten in das Haus der Familie. Sie verwüsteten die Metzgerei, drohten das Haus anzuzünden, stahlen ein Gebetsbuch und ein Gewehr. In der Wohnung der Familie war vor allem Porzellan zerschlagen worden. Währenddessen suchten sie nach weiteren Bewohnern des Hauses. Sie fanden Arthur auf dem Dachboden, wo er versucht hatte sich zu verstecken. Sie misshandelten ihn an Ort und Stelle, brachten ihn danach, stark am Kopf blutend nach unten, beleidigten ihn und ließen ihn dort in dem verwüsteten Haus zurück. Nach anderthalb Stunden zog der SA-Trupp wieder ab. Nach dem Krieg stellte Arthurs Schwägerin Anzeige gegen die Beteiligten der Aktion, deren Namen sie kannte. Doch dies sollte Arthur nicht mehr miterleben. Mit Beginn des Jahres 1939 wurde es jüdischen Bürgern verboten einen Einzelhandel zu betreiben. Dieses Verbot dürfte auch Arthurs Werkstatt betroffen haben. Im Dezember 1941 wurde er dann aufgefordert, sich am 10. Dezember am Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf einzufinden. Am nächsten Tag wurde er vom nahe gelegenen Güterbahnhof Derendorf ins Rigaer Ghetto deportiert. Er war der einzige aus seiner Familie, der an diesem Tag deportiert wurde. Sein Bruder Walter war noch durch seine nichtjüdische Ehefrau Elfriede („Mischehe“) vor der Deportation geschützt. Arthur hat den Holocaust nicht überlebt. Es sind keine weiteren Informationen über seinen Verbleib vorhanden. Autorin: Jasmin König
Der Stammbaum wird aktuell überarbeitet und ist bald wieder verfügbar. Vielen Dank für Ihre Geduld.